Mach mal ne Reise nach Leipzig...

 

Wie versprochen, möchte ich euch noch von der abenteuerlichen Reise in die Steppe Russlands und dem Aufbau des Völkerfreundschaftsdenkmals, kurz: Völfi, in Leipzig im Ural berichten.

 

Nun ja, es war wirklich wundervoll. Aber beginnen wir am besten von vorn.

 

Im Mai 2016 erfuhr ich das erste Mal von dem Projekt. Damals verkaufte ich ein Bild unseres Völkerschlachtdenkmals und mir wurde erklärt, dass es in Russland ein Dorf namens „Leipzig“ gibt und dass das Bild für die Bürgermeisterin dort sei. Der Integrationsverein „Brücken der Kulturen e.V.“ unterstützt schon lange das Dorf Leipzig/Ural mit Spenden für die Schule, den Kindergarten, das Kulturhaus und kleinen Sachspenden für die Leute im Ort.

Irgendwann kam die Idee auf, in Leipzig ein kleines Völkerschlachtdenkmal im Maßstab 1:25 zu errichten, denn Leipzig ist nicht Leipzig ohne ein Völki.

Da es jedoch nicht mehr um Schlachten und Krieg, sondern vielmehr um Freundschaft und Frieden in der Welt gehen sollte, wurde aus dem Völkerschlacht- kurzerhand ein Völkerfreundschaftsdenkmal, kurz Völfi.

Mir hat die Idee hinter dem Völfi von Anfang an gefallen und so entschied ich mich ein Teil des Projekts zu werden und beim Aufbau des Völfis in Russland mit anzupacken. Außerdem wollte ich natürlich die Chance nutzen, mein Bild im Büro der Bürgermeisterin zu begutachten.

Bildübergabe 2016                                Treffen mit der Bürgermeisterin 2017


 

Samstag, 26.08.17

Samstagmorgens fuhren wir schließlich nach Berlin, um von dort per Flugzeug die erste Etappe bis Moskau zurückzulegen. Nach 6 Stunden Aufenthalt in Moskau ging unser Flug weiter nach Magnitogorsk.

 Moskau von oben


 

Sonntag, 27.08.2017

5 Uhr morgens dort angekommen, wurden sofort die im Vorfeld organisierten Mietwagen in Empfang genommen und weiter ging es zunächst nach Varna. Wir hatten noch gute 200 km vor uns.

Um nicht zur 175-Jahr-Feier von Leipzig unter dem Motto „Tag des Dorfes“ zu spät zu kommen, drückten wir kräftig auf die Tube. Mit 120km/h im Durchschnitt ging es da auch schon mal über unbefestigte Straßen. Das Abenteuer begann.

Angekommen in Varna, welches sozusagen die Kreisstadt der Region ist, bezogen wir unsere Zimmer und legten uns nach der anstrengenden Anreise noch für ein paar Stunden hin, bevor es am Nachmittag ins 18 Kilometer entfernte Leipzig/Ural zum Fest ging.

Schon die erste Begrüßung, mit mir bis dahin völlig unbekannten Leuten, begann mit einer herzlichen Umarmung und man spürte, dass diese Leute sehr viel Wärme in sich tragen.

Das ganze Dorf war zusammengekommen und feierte ihr 175 jähriges Jubiläum.

Von Alt bis Jung wurde gesungen und gelacht, für die Kinder wurden eine Hüpfburg und ein Karussell organisiert und für alle gab es reichlich zu Essen und traditionell aufgebrühten schwarzen Tee mit Milch. Am Abend wurde noch eine Disco unter freiem Himmel veranstaltet und an dem Platz, wo am nächsten Tag unser Denkmal aufgebaut werden sollte, wurde zum krönenden Abschluss ein Feuerwerk gezündet. Ein gelungener Start in Russland.

Ankunft in Varna, 175 Jahre Leipzig mit Feuerwerk


 

Montag, 28.08.2017

Nachdem der neue Tag mit einem reichhaltigen Frühstück begann, sollte es nun an den Bau des Denkmals gehen. Das Fundament dazu wurde bereits 1 Jahr zuvor gegossen. Für mich ging es jedoch erst einmal in die Schule, wo ich den Kindern eine Fotografie-Unterrichtsstunde gab und mit Ihnen auf Motivsuche ging. Begeistert wollte jeder mal mit der „großen“ Kamera fotografieren und das Gelernte umsetzen. Die Kinder hatten viel Spaß und auch mir hat es sehr gefallen, ihnen etwas über Fotografie beizubringen.

In der Zwischenzeit ging es mit dem Bau des Denkmals gut voran. Die von der Firma HOLL in Markkleeberg hergestellten und vorher markierten Teile wurden ausgelegt, miteinander verschraubt und aufgestellt. Ein Dorfbewohner konnte glücklicherweise einen Kran organisieren – was für eine Heldentat! - mit dessen Hilfe die einzelnen Etagen in die Höhe gebracht werden konnten. So benötigten wir statt der veranschlagten 2 Tage, die für den Bau vorgesehen waren, nur einen. Während am Denkmal noch die letzten Schrauben angezogen wurden, trafen sich einige von uns mit den Jungs des Dorfes zum Fußballspiel. Es ging heiß her und am Ende gewann wie immer Leipzig. Am Abend wurden wir von einigen Anwohnern noch zur Banja, einer russischen Sauna, und zu einem traditionell kasachischen Essen eingeladen. Gegessen wurde auf dem Boden sitzend an einer großen Tafel mit den verschiedensten Leckereien. Auch an selbstgebrannten Spirituosen mangelte es nicht. So wurde wiedermal viel gegessen, getrunken, gesungen und gelacht und während die Freundschaft merklich wuchs, noch bis spät in die Nacht zusammengesessen. Was für ein schöner Tag!

Stohhut-Fotokurs,Denkmalsbau, Fußballmatch und traditionelles Essen


 

Dienstag, 29.08.2017

 

Der nächste Tag startete dann etwas ruhiger. Nach etwas „Sightseeing“ in Varna fuhren wir wieder nach Leipzig/Ural, wo wir der Schulleitung eine Leinwand meines Kollegen Dean Nixon übergaben, welche sich die russischen Lehrer bei ihrem Besuch hier in Leipzig/Sachsen auf unserer Leipzig-Fotos Ausstellung bei HDI ausgesucht hatten. Danach machten wir uns nochmal an die eigentliche Arbeit und füllten am Sockel des Denkmals Erde auf.

 

Nun stand das Völfi endlich und zur Feier durften wir sogar spontan auf dem Kirchturm die Glocken läuten!

 

Nach getaner Arbeit gönnten wir uns eine Erfrischung im Dorffluss Togusak, bevor es am Abend nach Varna ins Museum ging, wohin man uns eingeladen hatte. Wir erfuhren viel über die Geschichte der Region und besichtigten zum Abschluss einen geschichtsträchtigen Turm. Nachts zog es mich dann nochmal raus in die Steppe. Wolkenloser Himmel und keine Lichtverschmutzung ergaben beste Bedingungen zum Fotografieren der Milchstraße.

 

Straße nach Leipzig, Bildübergabe an die Schule, Denkmalsfertigstellung, Baden im Dorffluss, Museumsbesuch mit Tamerlan-Turm, Sonnenuntergang und Milchstraße


 

Mittwoch, 30.08.2017

Am Mittwoch feierte der Kindergarten von Leipzig sein 50. Jubiläum und wir waren natürlich wieder herzlich eingeladen. Der Seniorenchor und die ganz Kleinen führten ein reizendes Programm auf und im Anschluss gab es für uns noch ein Sektfrühstück.

Danach hatten wir mal etwas Zeit für uns und erkundeten Leipzig/Ural und seine Umgebung etwas genauer. In der Zwischenzeit traf auch der Künstler Michael-Fischer-Art ein, der das Denkmal entworfen hat und wir waren endlich komplett. Ein neues Ortsschild, welches wir mitgebracht haben, nachdem das Alte vor etwa einem Jahr verschwand, stellten wir ebenfalls noch auf. Nun konnte die Einweihung des Völfis kommen. Doch vorher waren wir noch beim Kulturbürgermeister von Varna zum Essen eingeladen. Wiedermal wurde es ein ausgelassener Abend, den wir, nachdem im „Aldi“ um die Ecke schnell noch Wodka geholt wurde, mit russischen Montagearbeitern in unserer Pension lustig fortsetzten. Hoch lebe die deutsch-russische Freundschaft!

50 Jahre Kindergarten, Dorfrundgang, Abendessen in Varna


 

Donnerstag, 31.08.2017

Den Vormittag des nächsten Tages nutzten wir, um die Moschee und die Kirche in Varna zu besichtigen. Es war schön zu sehen, dass beide Religionen hier friedlich zusammenleben. Anschließend ging es wieder nach Leipzig/Ural, wo wir bei einer Lehrerin zu russischen Pelmeni (gefüllte Teigtaschen), herzhaft wie süß, eingeladen waren, bevor am Nachmittag die feierliche Einweihung des Völkerfreundschaftsdenkmals stattfand. Das ganze Dorf und auch einige Leute aus der Umgebung kamen zusammen und staunten nicht schlecht, was wir dort errichtet hatten. Natürlich kann so ein feierliches Ereignis nicht ohne einen prall gefüllten Tisch und viele ausgebrachte Toasts auf die Freundschaft gefeiert werden. Druschba!

Anschließend besuchten einige von uns noch den letzten Veteranen des 2. Weltkrieges aus Leipzig/Ural und lauschten ehrfürchtig seinen Erzählungen. Den Abend ließen wir ruhig ausklingen, da wir am nächsten Tag unbedingt nochmal am Viehtrieb, der täglich zum Sonnenaufgang stattfindet, teilnehmen wollten.

Kirche in Varna, neues Ortsschild für Leipzig und Einweihung Denkmal


 

Freitag, 01.09.2017

Gesagt, getan! Pünktlich zum Sonnenaufgang trieben viele Leute ihre Rinder zu einem Platz am Rande des Dorfes. Dort übernahmen dann 2 Viehhirten zu Pferde und trieben die Herde in die Steppe. Wir folgten Ihnen eine halbe Stunde, dann wurde es uns wegen der nervigen Mücken zu viel und wir kehrten ins Dorf zurück. Man lud uns spontan noch zum Frühstück ein, doch wir konnten nur auf einen Tee bleiben. Schließlich war erster Schultag und wir waren auch zur Einschulung eingeladen.Wieder kam das ganze Dorf zusammen, um die Kleinen zu feiern. Besonders berührt hat uns die Aktion, dass jeder von uns im Anschluss auf dem Schulgelände eine Linde pflanzen durfte, welche unseren Namen trägt. Ein letztes Mal zum Essen eingeladen, mussten wir uns danach schweren Herzens von Allen verabschieden. Es fiel uns nicht leicht, da wir mittlerweile viele Freunde im Dorf gefunden hatten. Doch ein Wiedersehen gibt es ganz bestimmt. ;-)

Am Abend wollten wir in Magnitogorsk sein, doch nicht ohne uns nochmal einige Sehenswürdigkeiten auf dem Weg dorthin anzuschauen. Unter anderem besuchten wir eine schmuckvoll verzierte Holzkirche und schauten noch kurz im Dorf Paris am Eiffelturm vorbei. Über schnurgerade Straßen durch die endlose russische Steppe kamen wir abends in Magnitogorsk an. Auf der Brücke über den Fluss Ural überquerten wir die Grenze zwischen Asien und Europa und waren quasi wieder auf heimischen Boden.

morgentlicher Viehtrieb, Einschulung mit Lindenpflanzung, endlose Weiten, Holzkirche des Russischen Nordens und Besuch in Paris


 

Samstag, 02.09.2017

 

Den letzten Tag verbrachten wir mit Sightseeing, bei Tag und Nacht, in Magnitogorsk, einer Stadt mit ca. 500.000 Einwohnern. Unter anderem besuchten wir die orthodoxe Kirche der Himmelfahrt Christi und die Arena von Metallurg Magnitogorsk. Nachdem unsere letzten Rubel ausgegeben waren, ging es Sonntag Morgen wieder von dort aus über Moskau zurück nach Berlin.

 

Magnitogorsk bei Tag und Nacht


 

Es war eine tolle Reise, die sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Vielleicht klappt es schon nächstes Jahr mit einem erneuten Besuch. Da soll dann nämlich das Dach des Kindergartens repariert werden. Selbstverständlich freut sich der Verein Brücken der Kulturen e.V. diesbezüglich über jegliche Hilfe oder Spenden unter dem Stichwort: Kindergarten Leipzig

 

IBAN: DE64 8605 5592 1100 3581 33

 

 

Weiterhin könnt ihr das Projekt unter Leipzig im Ural und bei Facebook unter "Völkerfreundschaftsdenkmal für Leipzig" verfolgen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0